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Montag, 27. Juni 2011

Wiesen und Weiden - Exkursion auf Hof Sackern am 26.6.2011

Artenreiche Wiesen und Weiden auf Hof Sackern  - das Thema lockte viele Exkursionsteilnehmer nach Wetter, wo Dr. Hans-Christoph Vahle in Zusammenarbeit mit dem Biohof Sackern eine Führung über das hofeigene Grünland gab.


Zur Einführung versammeln wir uns im Eingangsbereich einer Weide und sollen beschreiben, was wir sehen. Dabei wird die Schwierigkeit klar, einfach nur zu beschreiben was da ist, ohne sofort Erklärungen abzugeben, warum z.B. hier die strahlenlose Kamille wächst oder das Gras so dicht und üppig ist. "Wir haben auf alles Antworten, aber keine Fragen mehr", so Hans-Christoph Vahle. Erst nach und nach gelingt es uns, durch reines Beschreiben dessen, was vorhanden ist, auf dem kleinen Fleckchen Grün Unterschiede zu erkennen und kommen zu dem Ergebnis, dass wir es hier mit zwei verschiedenen Pflanzengesellschaften zu tun haben - der Vogelknöterich-Trittgesellschaft mit Strahlenloser Kamille, Vogelknöterich und Einjährigem Rispengras und der Weidelgras-Weißklee-Gesellschaft, die von diesen beiden Pflanzenarten dominiert wird.

Die Weidelgras-Weißklee-Weide hat den höchsten Energiewert für die Tiere und ist in etwa das, was für den Menschen "Pommes mit Majo" sind, so Vahle. Wir wenden uns der gesamten Weide zu, die ein bewegtes Relief besitzt und üben nochmal das Beschreiben. "Da ist eine Senke", "Dort drüben sind Bäume und ein Krautsaum" kommt zuerst, doch wir werden darauf aufmerksam gemacht, dass man beim Beschreiben einer Fläche meist immer nur die Begrenzungen aufzählt, die eigentliche Weide wird überhaupt nicht beachtet. Um ein Gespür für feine Unterschiede zu bekommen, wandern wir ein paar Schritte und beobachten das Grün zu unseren Füßen. Was verändert sich, was bemerken wir? Und beim zweiten Mal fängt man an, nicht mehr nur Grün und Gras zu sehen, sondern die unterschiedlichen Farben und Strukturen besser wahrzunehmen.

Wir erreichen den Nordhang einer kleinen Senke, der sich extrem von dem "fetten" Eingangsbereich unterscheidet. Hier ist die Vegetation sehr niedrig und stark abgefressen und beim genaueren Hinsehen entdecken wir viel mehr Pflanzenarten. Besonders auffällig ist das Kammgras (Cynosurus cristatus), eine Zeigerpflanze für magere Weiden. Obwohl das Weidelgras und der Weißklee einen größeren Futterwert haben, scheinen die Kühe diesen Hang mehr zu beweiden. Warum? Hans-Christoph Vahle erklärt, dass dies die wahrscheinlich artenreichste Weide der Region ist und dass ihn das von Anfang an fasziniert hat. Er vermutet, dass die Kühe viel lieber eine kräuterreiche und abwechslungsreiche Kost mögen und intuitiv wissen, was ihnen gut tut. Wir Menschen möchten ja auch nicht jeden Tag Pommes essen, irgendwann sehnen wir uns dann auch nach einem schönen Salat ...

Um die Arten, die hier wachsen, ein wenig kennenzulernen, pflückt jeder von uns 3 Gräser und 5 Kräuter, die vor unseren Füßen wachsen. Außer dem Kammgras finden wir den Frauenmantel, was heutzutage wirklich außergewöhnlich für Weiden ist. Dazu kommen u.a. Hornklee, Ferkelkraut, Rotes Straußgras, Schafgarbe, Scharfer Hahnenfuß, Spitzwegerich, Braunelle, ...
Der gegenüberliegende Südhang ist ein wenig trockener, hier finden wir noch die Wiesen-Flockenblume, die Bibernelle und die rundblättrige Glockenblume. Warum ist diese Weide so artenreich? Vermutlich wird sie seit sehr langer Zeit als Kuhweide bewirtschaftet, denn dieser Artenreichtum stellt sich heutzutage nicht mehr von alleine ein, da die Pflanzen in der Umgebung einfach fehlen und nicht mehr in benachbarte Gebiete eindringen können. Würde man auf diese Weide jedoch Pferde schicken, wäre in kurzer Zeit alles weg, denn Pferde verbeißen die Pflanzen so stark, dass sie sich nicht mehr regenerieren können und verschwinden.


Wiesen-Salbei (Salvia pratensis)
 Wir schließen das Thema Weide ab und wenden uns der Wiese zu. Mit dieser speziellen Wiese hat es etwas Besonderes auf sich. Es handelt sich um ein Stück ehemaligen Ackerlandes, das erst letztes Frühjahr mit einer regionalen Glatthafer-Wiesenmischung eingesät worden ist. Dabei handelt es sich um eine Versuchsfläche für das Projekt "Lichtlandschaften auf Hof Sackern" (mehr zu Lichtlandschaften und den Kulturlandschaftsorganismus hier).
Da das letzte Frühjahr sehr trocken war, kamen zuerst nur die Ackerunkräuter hoch, die noch im Boden vorhanden waren; von Glatthafer und Wiesenkräutern keine Spur, dafür um so mehr Ampfer. Fast hätte das Experiment abgebrochen werden müssen. Dieses Jahr jedoch ist die Saat aufgegangen und die Glatthaferwiese hat sich auf der ganzen Fläche etabliert. Zwar ist der Ampfer noch zahlreich vorhanden, aber schon viel kleiner und kränklicher als letztes Jahr und wird wohl im Laufe der Zeit kein Problem mehr sein, da er das Mähen nicht gut verträgt und die hohen Halme des Glatthafers ihn auf Dauer überschatten werden.

Mittlerer Wegerich (Plantago media)
 Auf der Wiese lernen wir nun einige typische Wiesenarten kennen: Glatthafer, Margerite, Ackerwitwenblume, Wilde Möhre, Rapunzel-Glockenblume, Wiesen-Glockenblume, Wiesen-Bocksbart, Braunelle, Wiesen-Pippau, Heidenelke, Hornklee, Schafgarbe, Wiesen-Salbei, Mittlerer Wegerich, ...

Zu guter Letzt sehen wir uns einen blütenreichen Staudensaum an, der zwischen Acker und Grünland auf Hof Sackern etabliert wurde. Obwohl er nur mit heimischen Arten eingesät wurde, kennt man sie kaum und es ist eine Wohltat, diese Farben und Düfte in sich aufzunehmen. Außerdem ist hier ein lebendiges Treiben von Bienen, Hummeln, Schmetterlingen und Heuschrecken. "Eine Landschaft muss blühen, duften und klingen", sagt uns Hans-Christoph Vahle. Damit hat er Recht und wir haben jetzt einen Eindruck wie es sein kann, wenn man das Potenzial im Einklang der Landschaft nutzt und etwas wirklich Schönes daraus entsteht!

Nachtkerze (Oenothera)
Die nächste Tagesexkursion findet am 31. Juli zum Möhnesee statt, für nähere Information und Anmeldung:
Dr. Hans-Christoph Vahle
Email: Vahle[at]vegetationskun.de (bitte ein @ statt [at] einfügen)
Tel: 02302-2782008

Wer unsere Arbeit unterstützen möchte, hier der Link zu unserem Finanzierungsprojekt "2000 Menschen".

Vielen Dank für die rege Teilnahme und das Interesse!