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Donnerstag, 29. September 2011

Impressionen Wasserpflanzenseminar 2011

Gruppenraum im Umweltzentrum

Warum Wasserpflanzen?
Wasserpflanzen und ihre Gesellschaften sind ein wichtiges Thema bei Biotopkartierungen, Erfassung und Bewertung von Lebensraumtypen und schließlich auch in der Restaurierungsökologie. Hannover und Umgebung bot sich besonders für Wasserpflanzen-Exkursionen an, da hier verschiedene Naturräume aufeinander treffen: Die sandige Geest im Norden, das Lößhügelland mit einzelnen Kreidekalk-Erhebungen im Süden, beide durchschnitten von der Leineaue mit zahlreichen Baggerseen. Dazu kommt noch als Besonderheit ein Kalk-Niedermoor-Streifen in der Kontaktzone Geest-Hügelland sowie salzhaltige Quellen und Gewässer im Umfeld von oberflächennahen Salzstöcken und Salzabbau-Halden. Entsprechend vielfältig ist auch die Gewässer-Vegetation ausgeprägt.

Das Seminar begann am Donnerstag, dem 8.Sept., mit einer kurzen Einführung im Umweltzentrum, das für die ganze Zeit als Tagungsort diente. Anschaulich wurde es in der Leineaue südlich von Hannover, wo wir zunächst ein Kleingewässer aufsuchten. Neben Zwerglaichkraut (Potamogeton pusillus), Kamm-Laichkraut (Potamogeton pectinatus) und Nuttalls Wasserpest (Elodea nuttallii) wuchs dort auch ein schöner Bestand der Gegensätzlichen Armleuchteralge (Chara contraria).  

Durchwachsenes Laichkraut (Potamogeton perfoliatus)

Sehr beeindruckend war der anschließende Besuch der großen Baggerseen bei Giften, in denen ausgedehnte Bestände des Durchwachsenen Laichkrauts (Potamogeton perfoliatus) unterseeische Wälder formten. Diese Art kann bis zu 6 m lang werden und strebt dann wie lange Seile senkrecht zur Wasseroberfläche. Sie war hier vergesellschaftet mit dem Spreizenden Wasserhahnenfuß (Ranunculus circinatus), Gewöhnlichem Hornblatt (Ceratophyllum demersum), Gewöhnlicher Armleuchteralge (Chara vulgaris) und den anderen Arten, die wir schon vom  Kleingewässer her kannten. Als Besonderheit schwamm hier auch die wärmeliebende Wassernetz-Alge (Hydrodictyon reticulatum) im Uferwasser. Die Baggerseen hatten erstaunlich klares Wasser; bei einem hatten wir den Eindruck, wir stünden am Ufer eines klaren schleswig-holsteinischen Sees mit hellem Sandboden.

Am Freitag, dem 9.Sept., ging es zu den Meißendorfer Teichen, die nördlich von Hannover nahe Celle an der Aller liegen. Der größte Teil von ihnen besteht aus Naturschutzgebiet (das wir nicht betreten konnten) und wird meist extensiv bewirtschaftet.

Mensch -  raus aus der Natur?
Hier konnten wir aber auch erkennen, dass die Teiche, die „sich selbst überlassen“ blieben, aufgrund einer starken Ufergehölz-Entwicklung und damit einhergehender Beschattung und Verschlammung durch Falllaub kaum mehr seltenere Wasserpflanzen enthielten. Artenreicher war es dann u.a. im großen Hüttensee, dessen Ufer offen gehalten werden und an dem das Gehölzwachstum im Zaum gehalten wird. Hier fand sich z.B. der Haarblättrige Wasserhahnenfuß (Ranunculus trichophyllus), eine Art mit extrem kleinen Blüten und ohne Schwimmblätter. Er deutet auf einen gewissen Kalkgehalt hin. In einem der kleineren Teiche daneben entdeckten wir eine Besonderheit: Den Pillenfarn (Pilularia globulifera), der hier mit der Nadelsimse (Eleocharis acicularis) vergesellschaftet war.

Abschließend sahen wir uns noch eine Gruppe von Kleingewässern an, die etwas abseits vom Teichgelände angelegt worden waren, vermutlich als Artenschutzgewässer. Hier wuchs das seltene Froschkraut (Luronium natans).

Am Kleingewässer mit Froschkraut

Am Samstag besuchten wir die Kalkgewässer im Osten von Hannover. Hier gab es früher (noch vor 100 Jahren) großflächige Kalkflachmoore und Kalk-Pfeifengraswiesen. Diese sind heute alle entwässert oder durch tiefe Mergelgruben zerstört worden. 
Der erste Exkursionspunkt war ein Grünlandgebiet östlich von Wülferode, in dem mehrere Artenschutzgewässer angelegt worden waren; kreisrund mit einem Durchmesser von ca. 10 m und mit stark schwankendem Wasserstand. Der Boden bestand aus sehr schmierigem Mergelton. Zurzeit war Niedrigwasser und in den Resttümpeln am Grund siedelten die seltensten Wasserpflanzen in großen Mengen: Gefärbtes Laichkraut (Potamogeton coloratus), Tannenwedel (Hippuris vulgaris), Steifborstige Armleuchteralge (Chara hispida). Daneben am Ufer auch die Salz-Teichbinse (Schoenoplectus tabernaemontani), Salzbunge (Samolus valerandi) und Kleines Tausendgüldenkraut (Centaurium pulchellum).  

An den Kalktümpeln


Steifborstige Armleuchteralge (Chara hispida)
Gefärbtes Laichkraut (Potamogeton coloratus)
Mergelgrube
Flachgewässer in der Mergelgrube

Viele Glanzlichter
Ein besonderes Highlight war danach die HPC1, eine ehemalige Mergelgrube der „Hannoverschen Portland Cement“, die inzwischen als Naturschutz- und FFH-Gebiet ausgewiesen ist. Auch hier kamen alle Arten vor, die wir schon aus den Kalktümpeln kennen gelernt hatten. Am Grund der Sohle waren zahlreiche neue Flachgewässer ausgeschoben worden, die mit großen Unterwasserwiesen aus Armleuchteralgen, insbesondere der Steifborstigen Armleuchteralge (Chara hispida) bedeckt waren.

Unterwasserwiese aus Steifborstiger Armleuchteralge (Chara hispida)

Der absolute Höhepunkt war die Entdeckung einer Armleuchteralgen-Art, die normalerweise nur im Frühjahr zu finden ist: Die Kleine Baumleuchteralge (Tolypella glomerata). Diese extrem seltene Art hat um Hannover herum einen gewissen „Verbreitungsschwerpunkt“.

Absolut selten: Kleine Baumleuchteralge (Tolypella glomerata)

Abschließend besuchten wir noch die Wietzeseen - Baggerseen am Nordrand von Hannover (Langenhagen). Es handelt sich um Sandabbaugewässer, die jedoch von einem tieferen Grundwasserstrom beeinflusst werden, der von Süden her aus dem Hannoverschen Mergelgebiet kommt. Entsprechend fanden wir auch hier Wasserpflanzen-Gesellschaften, die denen aus der südlichen Leineaue ähnlich waren, also basenreiches Wasser anzeigten. Und auch hier wieder eine große Seltenheit: Die Stern-Glanzleuchteralge (Nitellopsis obtusa), die nur im tieferen Wasser wächst. Um sie zu sehen, mussten wir einen Wurfanker weit und tief ins offene Wasser werfen – und wir hatten Glück: Wunderschön ausgebildete Pflanzen hingen beim Herausziehen am Haken, teilweise auch mit den kennzeichnenden Stärke-Sternchen an den Stängelknoten.

 Wir freuen uns schon wieder auf die nächste Wasserpflanzen-Veranstaltung!


Bericht: H.-C. Vahle

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