Hier noch einmal ein genauer Überblick über die Ziele und Anwendungsfelder der Akademie, kurz und knapp:
Akademie für angewandte Vegetationskunde
Das Ziel der Akademie ist die Rettung der Pflanzendecke, die unsere wichtigste Lebensgrundlage ist. Ohne Pflanzen kein Leben. Was aber geschieht gegenwärtig in diesen Zeiten großer Umbrüche? Trotz internationaler Bemühungen zum Schutz von Biodiversität und Lebensräumen führen die industriell-wirtschaftlichen Entwicklungen immer weiter zur Zerstörung der Pflanzendecke. Gleichzeitig ist ein gesellschaftliches Desinteresse gegenüber dieser Lebensräume zu beobachten: Immer mehr Menschen der Industrienationen kennen immer weniger Wildpflanzen. So wird oft gar nicht bemerkt, wie drastisch die Vielfalt der Pflanzenwelt vor der eigenen Haustür abnimmt und welche ungewollten Nebeneffekte dies nach sich zieht – aktuelles Beispiel: das Bienensterben.
Beim einzelnen Menschen beginnen
Genau hier setzt die Arbeit der Akademie an. Global denkend und lokal handelnd wird hier und jetzt vor der eigenen Haustür begonnen: im Ruhrgebiet und anderen Ballungsräumen, in verstädterten Dörfern und überdüngten, ausgeräumten Agrarlandschaften fangen wir am Punkt Null an. Punkt Null heißt: Wo nichts mehr ist, sondern wieder etwas erschaffen werden muss. Und beginnen heißt: Die einzelnen Menschen erreichen, bewusstseinsbildend tätig sein, sie abholen bei schon halb verschütteten Gefühlen und ästhetischen Erlebnissen von Natur und schließlich: Motivationen wecken, etwas Gutes zu tun für die heimische Natur und Landschaft. Und das alles nicht in Biosphärenreservaten, FFH-Gebieten oder Nationalparks, sondern in der geschundenen Pflanzendecke am eigenen Siedlungsrand.
Bildungsarbeit mit ganzheitlichem Denken
Hier gibt es viel an Bildungsarbeit zu leisten, da das gesellschaftliche Bewusstsein bezüglich der Pflanzendecke nur gering und viel zu oberflächlich ist. Zwar geht es auch um das „Nicht-Wissen“ von Pflanzennamen, aber was fast durchweg komplett fehlt, ist eine der Landschaft und der Pflanzendecke angemessene Form von Zusammenhangswissen. Komplexe Verflechtungen zwischen Pflanze und Boden, Wasser, Kleinklima und menschlichen Tätigkeiten erfordern ein nicht-lineares, ganzheitliches Denken, ein Denken in Bildern, nicht in abstrakten Modellen. Und bemerkenswert ist: nach einem solchen Bilder-Denken, einer „Ästhetik von Zusammenhangswissen“ besteht geradezu ein Hunger bei vielen Menschen, ohne dass sie das genauer in Worten fassen könnten (Grimme 1995).
Das Besondere: Der pflanzensoziologische Blick
Hier liegt die Stärke der Akademie. Ihre Basis-Wissenschaft ist die Pflanzensoziologie, was bedeutet: Nicht so sehr die einzelne Pflanze steht im Vordergrund, sondern immer die Pflanzengesellschaft – ein sehr dynamisches, komplexes Gefüge, was uns durch unsere Gestaltwahrnehmung zugänglich wird. Ein ganz außerordentlich wertvoller Schatz liegt noch nahezu ungehoben in dem „pflanzensoziologischen Blick“ verborgen, der bisher nur von einigen wenigen Pflanzensoziologen praktiziert wird, aber für die pflanzen-bezogene Bewusstseinsbildung von entscheidender, allgemein-menschlicher Bedeutung ist. Hier liegt die Antwort auf die Frage nach einer „Ästhetik von Zusammenhangswissen“: Den „pflanzensoziologischen Blick“ aus seinem wissenschaftlichen Käfig herauszuholen und in abgewandelter Form für alle Menschen zur Verfügung zu stellen, ist eine der Hauptaufgaben der Akademie.
Pflanzensoziologie - vom Aussterben bedroht ...
Der Pflanzensoziologie selbst, als einem noch recht jungen Wissenschaftszweig innerhalb der Botanik, droht jedoch leider der Untergang, noch bevor ihr wichtiger Wert von der Gesellschaft erkannt und geschätzt werden konnte. Immer mehr Lehrstühle dieser Richtung werden geschlossen oder in andere Schwerpunkte umgewandelt (z.B. Genetik, Mikrobiologie), so dass es für Arbeiten wie z.B. Biotopkartierungen bald keinen Nachwuchs mehr gibt – ein schleichendes Aussterben der Pflanzensoziologie hat längst eingesetzt. An den Universitäten ist die Folge, dass man dort krampfhaft versucht, sich innerhalb der Pflanzensoziologie methodisch an die hard science anzulehnen und das ursprüngliche ganzheitliche Konzept in ein abstraktes, computergestütztes Verfahren umwandelt. Das hat aber mit dem „pflanzensoziologischen Blick“, dem besonderen Alleinstellungsmerkmal dieser Wissenschaft, nichts mehr zu tun.
... und ihre Regeneration durch die goetheanistische Naturwissenschaft
Auch hier liegt ein wichtiges Arbeitsfeld der Akademie: der Pflanzensoziologe selbst neue wissenschaftlich-methodische Impulse zu geben. Das ursprüngliche Konzept stand mit seiner dynamischen Methodik und seinem Vegetationstypus als zentraler Idee in der Nähe der goetheschen Naturwissenschaft. Eine wissenschaftsmethodische Aufbereitung und ein Bekenntnis zu den goetheanistischen Wurzeln wird der Pflanzensoziologie eine neue, gesellschaftlich wirksame Kraft geben und ihre Vorreiterrolle im Kanon der modernen Lebenswissenschaften verdeutlichen. Die Akademie arbeitet deshalb in enger Kooperation mit vielen Pflanzensoziologen und wirkt hier als Ideengeber im Wissenschaftsraum.
Nur diese goetheanistisch erweiterte Pflanzensoziologe, auch goetheanistische Vegetationskunde genannt, verdient das Prädikat „ganzheitlich“ mit vollem Recht, was sich in den verschiedenen Anwendungsfeldern zeigt. Die goetheanistische Vegetationskunde ist ein Alleinstellungsmerkmal unserer Akademie. So ist auch die Umsetzung in den verschiedenen Anwendungsfeldern einzigartig:
· In der Landwirtschaft, zunächst im Ökolandbau, gestaltet die Akademie auf Grundlage der goetheanistischen Vegetationskunde den notwendigen Übergang von der bisherigen industriell geprägten Landwirtschaft zu einer biologisch vielfältigen, ökologisch verträglichen und sozial gesunden Landwirtschaft. Das Spezialgebiet ist hierbei die Entwicklung und der Neuaufbau von Pflanzengesellschaften, die die Gesundheit von Vieh und Kulturpflanzen, von Landschaft und Mensch fördern und dazu noch diejenigen Wildtier- und Wildpflanzenarten erhalten helfen, die auf den „Roten Listen“ stehen. Als besondere Konzepte der Akademie kommen zur Anwendung: Das Konzept der Potenziellen Kulturlandschafts-Vegetation und das Konzept der Lichtlandschaften. Die Aufgabe der Akademie ist hier im Prinzip die Heilung der Landschaft.
· In der Bildungsarbeit leitet die Akademie neben der Wissensvermittlung insbesondere das „Sehen“ und das „Lesen“ in der Landschaft an. Hierdurch wird die Alltagslandschaft vor der eigenen Haustür ganz neu erlebt, was zu sinnvollen Handlungsansätzen in den erkannten Zusammenhängen führen kann. Als besondere Konzepte der Akademie kommen zur Anwendung: Das Konzept des „pflanzensoziologischen Blickes“, das Konzept der „Vegetation als Schrift der Landschaft“. Die Aufgabe der Akademie ist hier im Prinzip die Heilung von Wahrnehmen und Denken.
· Völlig neu ist das Anwendungsfeld der Medizin. Die Akademie verhilft auf Grundlage der goetheanistischen Vegetationskunde zu einem neuen Verständnis der Heilpflanzen, indem deren Stellung in der Landschaft, am Standort und in der Pflanzengesellschaft betrachtet wird. Von diesem „Makrokosmos“ Landschaft kann die Brücke geschlagen werden zum Mikrokosmos Mensch. Nicht nur das traditionelle Heilpflanzen-Wissen erscheint dadurch in einem neuen Licht, sondern es können methodische Ansätze für die Entdeckung ganz neuer Heilpflanzen entwickelt werden. Als besonderes Konzept der Akademie kommt zur Anwendung: Der Ansatz der funktionellen Dreigliederung des Menschen und der Landschaft sowie der Vier-Elemente-Ansatz der goetheanistischen Vegetationskunde.
Ganz wichtig: Nachwuchsförderung!
Schließlich ist es noch von allergrößter Bedeutung, dass es jungen, interessierten Menschen ermöglicht wird, in der Akademie mitzuarbeiten, sich in die besonderen Aspekte einzuarbeiten und diese zu vertiefen und als Multiplikatoren das Gedankengut, die Konzepte und Fähigkeiten weiter in der Gesellschaft zu verbreiten. Studierende der Biologie, Landschaftsökologie, Medizin, Pädagogik, Landwirtschaft u.a. ermutigen wir ausdrücklich, sich in die Akademie einzubringen – etwa durch Dissertationen, die in Kooperation mit der Universität Witten/Herdecke durchgeführt und als Promotion angenommen werden können.
Zusammenfassung:
Die Haupt-Tätigkeitsfelder der Akademie
Die Akademie arbeitet auf drei Ebenen:
· Im Wissenschaftsraum als Ideengeber und Impulsator für innovative ganzheitliche Konzepte,
· in den praktischen Anwendungsfeldern von Landwirtschaft, Bildung und Medizin als Projekt-Initiator, Berater, Vermittler und durch Weiterbildung,
· und schließlich in der Ausbildung und Förderung von jungen Nachwuchskräften, die die Impulse der Akademie weiter in der Gesellschaft verbreiten.
Die Akademie
- entwickelt Konzepte
- initiiert und berät
- bildet aus
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